Carlevaro Bellinzona, Tradition und Weinkultur
Die Geschichte des Unternehmens begann zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Piemontese Severino Carlevaro sehr jung seinen Heimatort Fubine Monferrato verliess und der Einladung eines Onkels nach Bellinzona folgte, der ihn als Lehrling im Restaurant der Familie einstellte.
Severino, Sohn von Weinbauern, begeisterte sich schon früh für Weine und träumte von einer Karriere im Weinanbau. Die Gelegenheit dazu bot sich einige Jahre später, als ein Gebäude in der Gegend von Molinazzo versteigert wurde, das für den Weinhandel bestimmt war: Dem Unternehmen, das es in Auftrag gegeben hatte, war das Gebäude viel zu gross und kostenaufwändig, so dass es schliesslich Konkurs anmelden musste. Die Immobilie – rund hundert Jahre später immer noch das Herzstück von Carlevaro Bellinzona – wurde dem achtzehnjährigen Severino zugesprochen. Er begann mit seinem Onkel erste Aktivitäten im Weinhandel aufzubauen und profitierte dabei vor allem von ihren zahlreichen schon vorhandenen Kontakten im Piemont.
Der siebenfache Familienvater Severino Carlevaro führte die Firma durch die bewegten Kriegsjahre, bevor er mit nur 49 Jahren starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die zweite Familiengeneration, allen voran Severinos Sohn Giuseppe, der die Weinkellerei damals bereits seit einigen Jahren leitet. Die Nachkriegsjahre brachten grosse Veränderungen in allen Bereichen der Wirtschaft mit sich, auch in Weinanbau und Weinhandel. Das Unternehmen florierte – vor allem in der Innerschweiz, die durch die starke Einwanderungswelle aus Italien eine steigende Nachfrage nach Tafelwein verzeichnete. Die Umstrukturierung wurde Anfang der 60er Jahre fortgesetzt, als Giuseppes Sohn, Gian Piero Carlevaro, in das Unternehmen einstieg. Der frischgebackene Absolvent der Weinschule Scuola di enologia di Alba konnte auf eine Ausbildung verweisen, die in der Schweiz noch unbekannt war. 1963 wurde die Vinicola Carlevaro in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und unternahm die ersten Schritte hin zu einer Aufwertung der einheimischen Weinerzeugung. Die Tessiner Weinlandschaft wurde in dieser Zeit noch von der amerikanischen Traube und der Rebsorte bondoladominiert, doch die Nachfrage nach dem meist in Winzergenossenschaften produzierten Merlot wurde immer grösser. Neben der Arbeit auf Tessiner Boden stieg durch die Umstrukturierung des Unternehmens in Fubine der Import von piemontesischen Weinen in die Schweiz. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Barbera, der in dieser Zeit im Kanton hochbegehrt war.